Am 7.8.2020 hat im Wiener Prater das "Königreichs der Eisenbahn" als Ableger der gleichnamigen in Prag ansässigen Ausstellung mit dem ersten Teil der Anlage eröffnet. Da die ersten Informationen über diese Anlage interessant waren, beschloss ich diese zu besuchen. Voran stellen möchte ich noch, dass ich in den letzten Jahren etliche Dauermodellbahnausstellung besucht habe, so das MiWuLa in Hamburg (mehrfach) - siehe dazu den Bericht zur Fahrt an die Nord- und Ostsee 2017 und den Bericht vom Besuch im Jahr 2019 - , das LOXX in Berlin (gibt es leider nicht mehr), die Schwarzwaldbahn in Hausach (Baden-Württemberg) , die Modellbahnanlage in Budapest (siehe dazu den Bericht über die Ungarn Reise im Jahr 2017) und zuletzt Kaeserberg in Freiburg (CH), siehe dazu den Bericht über die Schweiz Reise im Jahr 2020.

 

Also bestieg ich am 16.9.2020 um 08.01 Uhr in Ried i.I. den Zug nach Linz. Von dort ging es weiter im Railjet 1. Klasse (wegen Corona) nach Wien Hbf. Im Hauptbahnhof machte ich mich auf den langen, aber gut beschilderten Weg zur U-Bahn Station Südtiroler Platz, Dort ging es mit der U1 Richtung Leopoldau weiter. In der Station Praterstern stieg ich für eine Station in die U2 Richtung Seestadt um und an der Haltestelle Prater/Messe aus. Ein Umstieg in die U2 wäre auch schon am Karlsplatz möglich gewesen. Ich verließ die Station über den Ausgang zur Messe um dort rechts auf den Gehweg neben der Straße abzubiegen. An der ersten Querstraße benützte ich den Fußgängerüberweg um dann links neben der Straße bis zum Eingang des Praters weiterzugehen. Man sieht dann gleich linker Hand das neue Gebäude, in dem sich das Königreich der Eisenbahn befindet. 

Um zur Modellbahnausstellung zu gelangen muss man sich ins Obergeschoss begeben, wo derzeit 270 m² mit Motiven aus Wien verbaut sind. Im Endausbau sollen es 1000 m² sein und dabei die übrigen Bundesländer mit ihren Sehenswürdigkeiten umfassen. Damit soll es die zweitgrößte Modellbahnausstellung der Welt werden. Nach eigenen Angaben sind zur Zeit 70 Wiener Wahrzeichen zu sehen.  

Nach dem Passieren des Leitstandes hat man links einen ersten Blick auf "Wien". Und sofort fällt der Fehler im Konzept auf. Die Anlage auf einer Fläche von ungefähr 16 x 16 m² kann ausschließlich von außen betrachtet werden. An 2 Seiten ist zudem der Zugang nur beschränkt möglich. Das bedeutet, dass Teile der Anlage acht oder mehr Meter entfernt sind. Eine Betrachtung von Details ist, wenn überhaupt, nur mit dem Fernglas möglich.

Zuerst kommt man an zwei offen liegenden Schattenbahnhöfen vorbei, bevor man nah an das Wien des Königreiches kommt. Irgendwie erinnert mich das an das „Berlin“ im LOXX. Dort wurden schon in den 2000er Jahren die Wahrzeichen der Stadt Berlin in der seinerzeit noch neuen Laser Cut Methode dargestellt. Auch dies war sehr flächig. Soweit ich mich aber noch erinnere, war die Zugänglichkeit besser. Das LOXX wollte sich seinerzeit mit dem MiWuLa messen und war damals die drittgrößte Modelleisenbahnanlage der Welt. Das MiWuLa wächst weiter. Das LOXX ist seit 31.8.2017 in dieser Form Geschichte und steht nun abgespeckt im Leeraner Miniaturland in Ostfriesland. 

Als erstes fällt der neue Wiener Hauptbahnhof auf. Nun bin ich kein spezieller Kenner von Wien, habe aber einige markante Gebäude Wiens wiedererkannt, so zum Beispiel den Hauptbahnhof, den Stephansdom, die UNO City etc. Das alles ist sehr schön gebaut, wobei bei der Ausschmückung noch Luft nach oben besteht. Es gibt etliche Knöpfe für die Besucher, um Aktionen auf der Anlage zu starten, die ich aber nicht ausprobiert habe. Was mir fehlte ist der Betrieb auf der Anlage. Auf der Hauptstrecke verkehrten immer wieder mal Züge und einsam drehte eine Straßenbahn ihre Runden. Aber kein Bus- und U-Bahnverkehr war zu sehen. Letztere wäre besonders wichtig, weil die Strecke teilweise direkt an den Besuchern vorbei führt. Gegen Ende meines Besuches mussten die beiden Mitarbeiter des Leitstandes dafür sorgen, dass Störungen im Betrieb bei der Eisenbahn behoben wurden. So ist es nicht verwunderlich, dass man im Gegensatz zu den anderen genannten Ausstellung schnell das Interesse verliert. Mir ging es wenigstens so. Nach 1 Stunde hatte ich alles gesehen. In der Zeit meiner Anwesenheit sah ich zirka 10 Mitbesucher. 

Zurück ging es wieder auf dem gleichen Weg mit der U2 und U1 zum Hauptbahnhof. Es war noch genug Zeit bis zur Abfahrt des Railjets um 13.30 Uhr. Auf der Fahrt nach Westen kam der Zug vor dem Bahnhof Tullnerfeld auf freier Strecke zum Stehen. Der wohl technische Defekt konnte nach 15 bis 20 Minuten behoben werden. Mit dieser Verspätung war natürlich meine Direktverbindung nach Ried i. I. in Linz nicht mehr erreichbar. So musste einen Zug nach Passau nehmen und in Neumarkt-Kallham umsteigen und kam statt um 15.59 Uhr um 16.36 Uhr in Ried i.I. an.

Wie geht es weiter mit dem Königreich? Da sind einmal die Eintrittspreise. € 25,- sind happig für das Gebotene. Das Miwula verlangt derzeit € 20,-. Bei meinem Besuch gab es eine Aktion für € 15,-- Ich finde, dieser Preis ist eine Schmerzgrenze, und verlockt dennoch nicht zu einem mehrmaligen Besuch, wie zum Beispiel bei den anderen genannten Anlagen. Man kann sehen, dass das flächige und damit unattraktive Konzept beim Weiterbau beibehalten werden soll. Wie will man auf 730 m² die Sehenswürdigkeiten der anderen Bundesländer den Besuchern nahe bringen? Trotz der Unterstützung durch die ÖBB, die Wiener Linien und der Wien Energie wird es schwer werden, hier einen nachhaltigen Erfolg zu erreichen. Das zeigen auch die fast durchwegs negativen Rezessionen. Ich habe mir nachträglich im Internet die Homepage des Originals in Prag angeschaut. Auch diese Anlage ist flächig aufgebaut, und auch hier findet man fast keine positiven Reaktionen. Sollte hier keine Änderung im Konzept erfolgen, gehe ich davon aus, dass das Königreich in Wien sein Ziel, die zweitgrößte Modelleisenbahnanlage zu werden, nicht erreichen wird.   

Ich habe auch auf der Homepage des Königreichs der Eisenbahn meine wenig positive Rezension abgegeben. Als Antwort erhielt ich unter anderem den Hinweis, dass es virtuelle Brille gäbe, um die Anlage zu betrachten. Aber will dies der Modelleisenbahnfreund wirklich?  

 

Kategorie: Private Reisen